Gameboy Emulator mit RetroPie im Eigenbau

Retroflag GPi Case mit RetroPie

Naja, Eigenbau ist fast ein wenig übertrieben. Aber ein paar Komponenten müssen schon zusammengebaut werden und Software eigenhändig aufgespielt und eingerichtet.
Dann entsteht aber ein schöner Emulator für Spielekonsolen in einem Gehäuse, das dem des legendären ersten GameBoys stark ähnelt.

Dazu wird die Software RetroPie aufgespielt, damit die Emulation der verschiedenen Spiele-Konsolen funktioniert.

Einkaufsliste für den Retro-Gameboy

Was brauchen wir alles: In diesem Projekt geht darum die kleinen Handhelds zu emulieren. Für die größeren Konsolen wird die Rechenpower fehlen (z.B. N64, läuft zwar, aber nicht performant) und teilweise eben auch die Eingabemöglichkeiten. Ein SNES oder GameBoy Advance wird problemlos emuliert.

So bietet der GameBoy-Nachbau mit seinem 2,8″-Bildschirm nunmal keine „Schultertasten“ modernerer Konsolencontroller.

Wir benötigen für das Projekt

Insgesamt wird man hier je nach Anbieter unter 100 Euro liegen.

Die Komponenten unseres „Bausatzes“.

Hardwareinstallation

Die Hardware ist schnell installiert.
Dem Retroflag GPi Case liegt eine bebilderte Anleitung bei.
Was muss getan werden? Der separat gekaufte Raspberry Pi Zero W muss in dem eingesteckten Modul des Cases verschraubt und angeschlossen werden. Fertig.

Softwareinstallation

Hier wird es etwas aufwändiger. Dafür aber günstiger. Sämtliche Software für die Installation ist kostenlos.
Die Reihenfolge der Arbeiten:

  • RetroPie auf der SD-Karte installieren
  • WLAN einrichten
  • SSH aktivieren
  • HDMI Patch installieren
  • GPi starten und einrichten
  • Ein Script für sicheres Herunterfahren installieren
  • Fertig, oder?
  1. RetroPi auf SD-Karte installieren

Als erstes wird das benötigte Image von der Webseite retropie.org.uk heruntergeladen.
Hier ist immer die aktuelleste Version verfügbar.
Für unseren Raspberry Pi Zero W ist die Version Raspberry Pi 0/1 die richtige.

Um das Image auf der SD-Karte zu installieren kann am einfachsten das Tool Balenea Etcher verwendet werden.
Dieses ist für Windows, MacOS und Linux verfügbar.

Ist Balenea Etcher heruntergeladen und installiert, wählt man im Tool einfach das zu installierende Image und die entsprechende SD-Karte aus.
Nach dem Flash-Vorgang wird die SD-Karte von dem Tool automatisch ausgeworfen.
Sie muss also nochmal neu eingesteckt werden, damit sie wieder vom Betriebssystem erkannt wird.

2. WLAN einrichten

Die einfachste Methode, die wir finden konnten, ist es eine kleine Datei anzulegen, mit der RetroPie die Zugangsdaten für das gewünschte WLAN automatisch übernehmen kann.

Hierzu wird eine einfache Textdatei mit dem Name wpa_supplicant.conf angelegt.
In die Datei wird folgender Code geschrieben:

country=DE
ctrl_interface=DIR=/var/run/wpa_supplicantGROUP=netdev
update_config=1
network={
ssid="WLAN Name"
psk="WLAN Passwort"
key_mgmt=WPA-PSK
priority=1
}

WLAN Name und WLAN Passwort müssen dabei natürlich durch die gewünschten Zugangsdaten ersetzt werden. Die Datei muss dann in der Bootpartition der SD-Karte gespeichert werden.

3. SSH Zugang aktivieren

Auch eine feine Lösung, die wir gefunden haben: Mit einer weiteren Textdatei sparen wir uns das textbasierte gefummel auf dem kleinen Display und aktivieren direkt beim ersten Start den SSH-Zugang.

Die Textdatei bleibt leer und wird mit dem Dateinamen ssh (ohne Endung) ebenfalls in der Bootpartition der SD-Karte gespeichert.

4. HDMI-Patch installieren

In der Standardeinstellung gibt der Raspberry Zero W sein Bildsignal per HDMI-Ausgang aus. Das wollen wir hier nicht, da wir das Display per Micro-USB angeschlossen haben.
Es muss also ein Patch her, der auf der Retroflag-Downloadseite heruntergeladen werden kann: http://download.retroflag.com/Products/GPi_Case/GPi_Case_patch.zip

In der zip-Datei gibt es den Ordner patch-files.
Hier liegen die zu patchenden Dateien.
Als erstes sichern wir aber die Original-Dateien aus der RetroPie-Installation.

  • config.txt (im Bootverzeichnis)
  • overlays/dpi24.dtbo
  • overlays/pwm-audio-pi-zero.dtbo

Die Dateien können einfach in die Ordner original-files aus dem herunterladenen Patch geschoben werden.
Danach werden die Patchdateien aus dem Ordner patch-files an die gleichen Stellen auf die SD-Karte geschoben. Fertig.

Damit haben wir alles Notwendige auf der SD-Karte gespeichert und können nun die Micro-SD in den entsprechenden Schacht in unserem GPi-Case stecken.

5. GPi-Case einschalten und konfigurieren

Mit dem ersten Einschalten des GPi-Cases startet nun die Installation von RetroPie. Nach einer Weile erscheint der Welcome-Bildschirm und die im Case eingebauten Controller-Elemente sollen konfiguriert werden.
Es sind nicht alle Tasten auf dem GPi-Case vorhanden, die auch konfiguriert werden können.
In diesem Fall einfach mit einem langen Druck auf die Taste A überspringen.
Danach ist die Installation fertig.

6. Script für sicheres Herunterfahren installieren

Zu guter Letzt kümmern wir uns um das sichere Herunterfahren. Hier macht sich die Vorarbeit mit der SHH-Aktivierung und WLAN-Konfiguration bezahlt. Das dafür notwenige Script kann einfach und direkt per SSH auf dem RetroPi installiert werden.
Unter Windows kann hierfür z.B. Putty genutzt werden. Per MacOS und Linux direkt das im Betriebssystem vorhandene Terminalprogramm.

Wir greifen also einfach direkt per SSH auf die IP-Adresse des RetroPie zu. Sie kann z.B. im Konfigurationsmenü des RetroPies einfach angezeigt werden.

Im Terminal also einfach eingeben:

ssh pi@xxx.xxx.xxx.xxx

Die Xe müssen dabei mit der IP-Adresse des RetroPies ersetzt werden. Nach der Anmeldung wird das Passwort abgefragt. Im Standard lautet dies ‚raspberry‚. Da so ein Standard nicht wirklich Sicherheit gewährleistet, bitte nach der Installation noch ändern. Nun sind wir angemeldet und können die Installation der Scripte direkt starten:

wget -O - "https://raw.githubusercontent.com/RetroFlag/retroflag-picase/master/install_gpi.sh" | sudo bash

Ist die Installation erledigt kann das Terminal wieder geschlossen und das GPI-Case heruntergefahren werden.
Die Scripte werden nun noch hardwareseitig freigeschaltet:

Dieser Schalter muss zum Aktivieren des Safe Shutdowns auf ON gestellt werden.


Im Batteriefach hinter den Batterien muss noch der kleine schwarze Schalter „Safe Shutdown“ auf ON gestellt werden.

Fertig! Oder?

Damit ist die Hardware und das Betriebsystem fertig installiert. Der RetroPie sollte nun im Netzwerk als solcher sichtbar und aufrufbar sein.
Im Ordner ROMS ist bereits eine Ordnerstruktur angelegt, die stellvertrend für alle bereits installierten Emulatoren steht.
So ist zum Beispiel /gb für zu installierende Gameboy-Roms vorgesehen.
Entsprechende Dateien können einfach vom Computer in die Ordner verschoben werden.

Achtung: Bevor neue Dateien sichtbar werden, muss die Emulationstation neu gestartet werden. Dies geschieht einfach per Druck auf Start und der Auswahl Quit mit (mit A bestätigen. In der folgenden Abfrage „Restart Emulationstation“ wählen und mit A bestätigen.
Nach dem (kurzen) Neustart sind alle Dateien neu eingelesen.

Damit haben wir das Projekt zum Laufen gebracht. Aber jetzt geht der Spaß erst los :).
Es können weitere Emulatoren installiert, neue ausprobiert und viele Konfigurationen getestet werden. Oder einfach zocken!

Sascha

Hauptberuflich "Technologietreiber für Onlinezeugs" in einem Großkonzern. Interessiert an Technik im Allgemeinen, je abgedrehter, umso besser. Neben Familie, Hund und Beruf hat er trotzdem noch Spaß daran Sachen aufzuschreiben, die einem tagsüber so begegnen (manchmal auch nachts ;)).

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